Thomas Kornmaier
„Ist das jetzt Kabarett oder Gruppentherapie?“, fragt mich letztens der Kneipier meines Vertrauens. Gute Frage, denk ich mir und antworte: „Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.“ Er mustert mich eine Weile und fragt: „Bringst du deinen eigenen Hut mit?“ Natürlich habe ich einen eigenen Hut. Ich mach das mit dem Spenden sammeln schließlich nicht erst seit gestern. Ich habe einen Hut und ich hatte Zeit. Eine ganze Pandemie lang hatte ich Zeit, ein Soloprogramm zu schreiben.
Allerdings kann ich ohne Druck nicht arbeiten. Bisher hab ich nur eine Seite. Eine Seite und eine Überschrift. Ich zeig ihm meinen Hut. Er nickt und ich freu mich, dass ich im Hinterzimmer vom „Alten Elch“ eine Gratis-Show vor zwanzig Geringverdienern machen darf.
Kurz nach der Show kommt er dann wieder an mir vorbei, der Kneipier. Seine Zunge ist tapsig vom Jever. Die Wortwahl aber lässt erkennen, dass er einige Semester Germanistik studiert haben muss. Früher. Bevor er beschlossen hat, sein Leben neben einem Zapfhahn zu verbringen, umgeben von Zigarettenqualm und existenzbedrohten Kleinkünstlern.
„Mag deine absurden Alltagsbeobachtungen“, lallt er und hält sich an mir fest. „Und die originelle Gratwanderung zwischen Stand Up und Kabarett.“
„Danke“, sag ich und frage ihn, ob ich das so in den Pressetext meines Soloprogramms schreiben dürfe, weil ich bisher nur einen nichtssagenden Titel und keinen Inhalt hätte.
„Mir doch egal“, sagt er im Gehen, „wen interessiert so’n generischer Scheiß? “
Hat er auch wieder Recht.
Thomas Kornmaier beim Comedy for Future Festival: „Mad Monkey goes Schiller“ am 28. Mai
Hier gibt’s die Tickets.
Foto: Lou van Door